Kai Peter-René Bagsik Dipl. Szenenbildner

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Eine Einführung in die Filmanalyse

oder Wieso ist der Abspann eigentlich immer so lang?

Zwischen den ersten Überlegungen zur Stoffentwicklung und der fertigen Filmrolle fallen eine Unmenge von Entscheidungen. In den meisten Fällen werden sie von zahlreichen Fachleuten getroffen, die ihre jeweiligen Fachbereiche verantworten wie z.B. Schauspielführung, Kostümbildgestaltung, Musik etc.

Wenn der Film schließlich auf der Leinwand oder dem Bildschirm wie ein Fluss von Bildern, Worten, Geräuschen und Musik vor dem Publikum vorüberzieht, als scheinbar autonomer, natürlicher Ablauf, ist freilich niemand gezwungen, darüber nachzudenken, dass und wie ein großes Team von Künstlern, Handwerkern und Organisationspersonal jede Einzelheit genau so eingerichtet hat. Wer sich allerdings von einem Film nicht nur unterhalten lassen will, sondern ihn als mehr oder weniger geglücktes Kunstwerk würdigen möchte, kommt kaum darum herum, sich zu fragen, was aus welchem Grund, zu welchem Zweck, wie gemacht wurde.

Im Grunde geht es dabei nur um die Frage, "Was genau war das, was mich da eben so bewegt hat?", aber diese eine Frage schließt eine ganze Welt auf – die Welt der großen und kleinen, offenen und verborgenen, schönen und düsteren Geheimnisse der Filmkunst. Diese Welt betreten wir in den Seminaren zur "Einführung in die Filmanalyse".


Der Film als Gemeinschaftsprodukt verschiedenster Kunstformen

Da am Entstehen eines Films so viele und so verschiedene Fachleute wie bei keiner anderen Kunstform beteiligt sind, ist klar, dass hier nicht der künstlerische Ansatz des Einzelnen im Mittelpunkt steht, sondern das Zusammenspiel der unterschiedlichen "Gewerke" in einem gemeinsamen Ganzen.

Damit ist weiterhin klar, dass beim Film die beteiligten Künstler mehr als anderswo die verschiedensten Voraussetzungen bzw. Zwänge zu berücksichtigen haben – jeder muss seine Arbeit ständig mit der seiner zahlreichen Kollegen abstimmen, es gibt die strengen Rahmen der Zeitplanung und des Budgets, vielleicht einen ebenso strengen Rahmen eines ästhetischen Grundkonzepts und alles geschieht im Rahmen der zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten.

Möglicherweise liefert dieser Zusammenhang einige der dubiosen Gründe, aus denen der relativ jungen Kunstform "Film" noch immer gelegentlich der volle Kunst-Status abgesprochen wird.

Zweifellos kann einen Film aber auch durchaus genießen, wer sich nicht in allen daran beteiligten Kunstformen wirklich auskennt. Sensationelle Kameraarbeit wird vielleicht nicht von jedem als solche erkannt, die durch sie bewirkte Bild-Wucht beeindruckt aber bekanntlich auch den Laien.

Filmanaylse ist nichts Abgehobenes, "Verkopftes", niemandem ist sie ganz fremd, auch denen nicht, die sie - womöglich aus Prinzip – weit von sich weisen würden. Ein kleines bisschen Filmanalyse hat – unwissentlich, sozusagen im Hinterkopf - schon jeder gemacht, der Sachen sagt wie "Heimatfilme gucke ich nicht", "von dieser Wackelkamera wird mir immer schlecht", "das war wohl eher ein Frauenfilm" oder "mir zu intellektuell".

Jeder, für den ein Film mehr ist als Lichtgeflacker mit Geräuschkulisse, also jeder, bei dem die Kommunikation mit dem Film auch nur halbwegs funktioniert, kann sagen, wann es spannend wird, und kann eine Hauptfigur eines Films erkennen, ohne dass jemals der Hinweis "hier: Hauptfigur" vorgekommen wäre. Vielleicht täuscht er sich, aber wenn es dann zum Streit kommt und er Gründe dafür anführt, wieso er sie aber als Hauptfigur sieht, hat er die Filmanalyse schon längst aus dem Hinterkopf nach vorne geholt.

Durch die Filmanalyse sieht man nicht mehr, aber genauer. Man versteht den Film besser, und man versteht "Film" besser, und neben ihrer inspirierenden Kraft und ihrer Unverzichtbarkeit bei der kritischen Auseinandersetzung mit den Werken von Filmemachern bringt sie vor allem eines mit sich: mehr Freude am Film.

  "Wer Lappalien um seiner selbst willen hoch anschlägt – ist ein Laffe; wer sie schätzt um der Schlüsse willen, die sich daraus ableiten, oder der Vorteile wegen, die sich auf sie gründen lassen, ist ein Philosoph."

Andreas Egert, deutscher Journalist, Publizist und Aphoristiker
 
Wie wird in den Seminaren gearbeitet?

Im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit stehen exemplarische Filmszenen aus unterschiedlichen Genres, Produktionsjahren, Produktionsländern und künstlerischen Stilrichtungen und Beispiele aus der Praxis des Filmemachens.

Wir untersuchen und vergleichen einzelne Elemente und arbeiten die "Anatomie des Films" heraus. Anhand von Übungen werden gestalterische Entscheidungsprozesse bei der Entstehung eines Filmwerkes beleuchtet. Tabellarische Auflistungen und kurze Beschreibungen von Gegenstand, Beschaffenheit und Wirkung können dabei hilfreich sein.

Für die Filmanalyse zentrale Begriffe wie beispielsweise Erzählstruktur, Charakterisierung, Kostümbild, Farbdramaturgie, Bildkomposition, Bildausschnitt, Perspektive Einstellungsgröße, Kamerafahrten, Lichtsetzung, Schnittfolge, Toneffekte, Filmmusik, Szenenanfang und -ende etc. werden untersucht und geklärt.


Was ist das Ziel der Seminare?

Die Gestaltungsprozesse im Medium Film sollen transparenter und nachvollziehbarer werden.

Nach einem Kurs sollten die Teilnehmer durch das selbstständige Erarbeiten von Analysestrukturen die zahlreichen gefallenen gestalterischen Entscheidungen in einem Film erkennen, beschreiben und begründen können, idealerweise in der Lage sein, eigene alternative oder Gegenentwürfe zu formulieren, und durch die Beschäftigung mit "Filmkunde" auch ihren künstlerischen Werkzeugkasten für eigene kreative Prozesse weiter gefüllt haben.


Was sind die Voraussetzungen für die Teilnahme an den Seminaren?

Ein Interesse an künstlerischen Entscheidungsprozessen speziell beim Medium Film wird vorausgesetzt. Die Lust am Erarbeiten und Austauschen von Lösungen ist von Vorteil.

 
"Ein Filmregisseur sollte sehr intelligent sein, aber möglichst kein Intellektueller - denn der Intellektuelle ist der Todfeind aller darstellenden Künste."

Orson Welles

 


   

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